Helden und Heilige: Innerkultureller Transfer

Abstract

Der Beitrag setzt sich mit dem komplexen Akkulturationsprozess mündlich-heroischer und klerikal-heiliger Erzähltradition auseinander. Diesen Antagonismus spiegelt die Gestalt des Christophorus in den Legendaren Der Heiligen Leben, dem Passional sowie den beiden Reimpaarfassungen A und B wider. Christophorus ist in je unterschiedlicher Ausprägung sowohl exorbitanter Heros als auch (künftiger) Heiliger, seine Vita prägen Elemente riesenhaften Heidentums und die Stationen des vorbildhaften Martyriums – Leiden, Tod, Wunderwirkung zu Gott – gleichermaßen. Die Christophorus-Legende kündet von Ausgleichsbemühungen zwischen einer klerikalen und einer laikalen Welt im Mittelalter. Im hybriden Resultat verschmelzen das Ideal des Heros und des Heiligen miteinander.