Zurück aus dem Paradies: Die Auferstehung des Lazarus in frühmodernen Bibelkommentaren und Bibelkritik

Abstract
Die Studie rekonstruiert die exegetische Tradition der Lazarus-Episode und dokumentiert, begonnen mit den Dominikanern des 13. Jahrhunderts, wie mittelalterliche und frühneuzeitliche Schriftkommentare genötigt waren, das biblische Narrativ zu ordnen und zu rationalisieren. Deutlich wird, daß die Mehrzahl der Glossatoren sich der logischen Brüche der Episode durchaus bewußt war und der Erweckung des Lazarus mit einer Strategie beizukommen suchte, die sich am besten als ›Logik der Heilsökonomie‹ umschreiben läßt. Der Beitrag konzentriert sich hierzu auf eine Auswahl von mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kommentatoren des Johannes-Evangeliums, darunter Hugo von Sankt-Cher, Albertus Magnus und Alonso Salmerón, um zu illustrieren, wie sehr die großen Vertreter der Bibelexegese unter dieser Voraussetzung mit dem historischen Schriftsinn ringen konnten. Es war so kein Zufall, wie die zweite Hälfte des Beitrags deutlich macht, daß die englischen Deisten genau diese Unstimmigkeiten zum Anlaß nahmen, um die Historizität der Ereignisse als ganze in Frage zu stellen. Die Logik des Wunders mußte sich hier gegen sich selbst wenden.
Schlagwörter
Lazarus, Auferstehung, Bibelexegese, Bibelkritik, Naturphilosophie, resurrection, biblical exegesis, natural philosophy